@Duve Berlin
Adidas, Mercedes, Puma: wohlklingende Markennamen, die für Lifestyle, Innovation und Erfolg stehen! Sie bilden die Grundlage der neuen Serie von Marta Vovk.
Seit Jahrzehnten wecken der Stern oder die 3 Streifen Begehrlichkeiten bei Jung und Alt und sind tief in unserem kollektiven Gedächtnis der Gegenwart verankert.
Während einige Vertreter der amerikanischen Pop Art in den 1960er Jahren noch die Konsumwelt weitgehend verherrlichten und in ihr die systemische Überlegenheit gegenüber dem Kommunismus auszumachen glaubten, weichen die grellen Farben der Logos bei Marta Vovk einem nüchternen und harten Schwarz Weiß.
Indem die Künstlerin auf die verführerische Kraft der Farbe verzichtet, macht sie das ambivalente Bild der Großkonzerne im 21. Jahrhundert deutlich. Auf der einen Seite sind die Strahlkraft und das identitätsstiftende Moment einflussreicher Marken ungebrochen. Auf der anderen Seite begründen Ausbeutung, Kinderarbeit, Krieg und Umweltzerstörung die stetig wachsenden Profite der multinationalen Unternehmen. Diese Tatsachen sind hinlänglich bekannt und dokumentiert und doch gelingt es den Marketing- PR- und Werbeprofis, die unangenehme und menschenverachtende Perspektive unseres Konsums vergessen zu machen.
Doch ist es nicht nur viele Einzelschicksale, die vom globalen Gewinnstreben betroffen sind. Längst stellt sich die Frage, inwieweit der entfesselte Kapitalismus eine Gefahr für die Demokratie als Gesellschaftsform darstellt. Politische Einflussnahme, Steuervermeidungen und die bewusste Schwächung von Staaten sind für den kanadischen Politologen und Historiker John Ralston Saul Beleg für einen „Staatsstreich in Zeitlupe“. In seinem kontrovers diskutierten Buch „The Unconscious Civilization“ attestiert Saul der „korporatistischen Macht die Ausübung von Herrschaft zulasten des Individuums und dessen Freiheit“ und beschreibt sie als „zeitgemäße Form des mittelalterlichen Feudalismus, ohne allerdings dessen Schutz zu übernehmen.“
Sämtliche in der Ausstellung gezeigten „Logos“ werden zu gemalten „Zerrbildern“, die dazu auffordern, unsere „Images“ von Marken zu überprüfen. Die gekrümmten Firmennamen auf den weißen, unterschiedlich geformten Leinwänden wirken wie durch ein einfaches Bildbearbeitungsprogramm verfremdet. Eine digital anmutende Bildidee wird von der Künstlerin in Malerei überführt. Ein wichtiger Schritt, der auch in den beiden farbigen Leinwandarbeiten in der Ausstellung zum Tragen kommt. Hier zeigt sich noch stärker die verführerische Seite der kapitalistischen Welt: die Unterhaltungskultur. In der Ästhetik eines übergroßen Stickers, der für ein Poesiealbum bestimmt sein könnte, lacht dem Betrachter eine verzückt anmutende Manga-Gestalt entgegen. Jeder in der Generation der Künstlerin erkennt unweigerlich: „Sailor Moon“. Hier wird die erfolgreiche Implementierung einer Trivialkultur deutlich, die für eine ganze Generation zum Bild und Symbol der eigenen Kindheit geworden ist.